Pfefferfließ

Pfefferfließ und Kloster Zinna

Wehr im Pfefferfließ

So mancher Wanderer, der durch die östliche Gemarkung von Dobbrikow streift mag sich fragen, wie das Pfefferfließ zu seinem eigenartigen Namen kommt. Er mutet seltsam exotisch an in dem Landstrich zwischen Nuthe und Nieplitz. Könnten Pfefferkraut und Wasserpfeffer an den Bachufern namensgebend sein?

Das Fließ entspringt in der Nähe von Frankenförde, verläuft anschließend durch eine feuchte Niederung bei Dobbrikow, bevor es nach 16 Kilometern in den Blankensee mündet. Über 200 Jahre Melioration hinterließen ihre Spuren: die markanten Mäanderschleifen wurden zu Gunsten der Landwirtschaft begradigt.

Schon Heimatkundler wie Emil Koitz, Dieter Noeske und Hubertus Mommert rätselten über die Herkunft des Namens. Koitz vermutet Lautmalerei, als er 1962 schrieb: „Sie hörten das Fließ peppern, deshalb tauften sie es Pfefferfließ.“. Noeske hingegen glaubt nicht an eine Nachahmung des Naturlautes. Er bringt den Ursprung des Namens mit der Herrschaft des Kloster Zinna in Verbindung. Diese These zweifelt Mommert an und verweist auf die Schmettausche Karte von 1770 und auf das Urmeßtischblatt von 1841. Die Karten bezeichnen den besagten Bach als Hammerfließ und Mühlenfließ. Es bleibt offen, wie es das Pfefferfließ in die modernen Kartenwerke geschafft hat.

Immerhin weist Noeske darauf hin, dass der kostbare Pfeffer sogar als Geldersatz diente. Fest steht, dass die leckere Spezerei das mittelalterliche Europa in einen wahren Gewürztaumel versetzte. Wer es sich leisten konnte, aromatisierte die faden und schnell verderblichen Speisen mit Pfeffer. Um „den König der Gewürze“ wurden erbitterte Kriege geführt. Die begehrte Handelsware diente als Ehrengabe für wichtige Persönlichkeiten. Tribute, Steuern, Zölle und Lösegelder wurden in Pfeffer gezahlt. Eine Mitgift konnte ausschließlich aus Pfeffer bestehen. Rechnungen werden seitdem als „gepfeffert“ bezeichnet und wohlhabende Kaufleute galten als „Pfeffersäcke“.

Aber was hatte das mit dem Pfefferfließ zu tun? Bekanntlich ist die Siedlungsgeschichte der Zisterzienser eng mit der Nutzung der Wasserkraft verbunden. Es liegt nahe, dass das Kloster Zinna Grundbesitz und Wasserrechte der Mühlen am Pfefferfließ verpachtet und mit Naturalabgaben belastet hatte. Der Müller war also abgabepflichtig. Der Gewässername könnte darauf hindeuten, dass der Pachtzins als Pfefferabgabe zu leisten war. Das Landbuch des Klosters vermerkt, dass die Mönche aus Zinna Pfeffer als Abgabe von den Bauern fordern. Als weitere Beispiele für einen jährlichen Pfefferzins von 1 Pfund sind die Belehnungen und Schenkungen von Mühlen in Staffelde und Werben zu nennen. Bevor sich Handelswege und Märkte ausbreiteten, hatten Naturalabgaben eine höhere Bedeutung als Geldzinsen. Außerdem war Bargeld knapp und konnte entwertet werden. Der Pfefferzins ist also eine besondere Form der Feudallasten zur Regelung der mittelalterlichen Grundherrschaft und der bäuerlichen Arbeit.