Spuren der Eiszeit

Die Spuren der letzten Eiszeit

Unsere eigenartigen Landschaften, mit eng zusammengedrängten Urstromtälern zwischen Plattenreihen, wurden seit Beginn der Eiszeitforschung kontrovers diskutiert. Bereits BERENDT (1885) und später LEMBKE (1936) bauten ihre Theorien auf die maßgebliche Wirkung des Schmelzwassers auf. Hingegen vertrat SOLGER (1959) die These, dass die Geländeformen der Nuthe-Notte-Niederung hauptsächlich auf tektonisch angelegte Tiefformen zurückzuführen sei. Dabei schloss er die Wirkung von Schmelzwasser beim Rückzug des Inlandeises kategorisch aus. Auch der Fläming sei  nicht das Ergebnis der Eiszeit (Altmoränenlandschaft), sondern tektonisch angelegt und eher ein Bruchschollengebirge mit variszischem Kern. Auf Grund von Tiefbohrungen kann die These heute als widerlegt gelten. Die Schichten der Kreide und des Tertiärs befinden sich sowohl unter dem Fläming als auch in seinem unmittelbaren Umland in gleicher Höhenlage und sind damit ungestört.

LÜTHGENS und BÖSE (2007) unterzogen Solgers Thesen einer Neubewertung. Danach unterlag das durch saalezeitliche Stauchungskomplexe vorgeprägte Ausgangsrelief weichselzeitlich einer intensiven Zerschneidung durch subglaziale (unter dem Eis wirkende) Schmelzwässer. Im Zuge der Eisfreiwerdung kam es zu subaerischen Abflüssen (an der freien Luft) mit vorwiegend akkumulierender Wirkung und damit in den Rinnenbereichen zur Verschüttung großer Mengen an Toteis, deren späteres Austauen zur Entstehung einer ausgedehnten Seenlandschaft führte. Im Spätglazial wurden Dünen aufgeweht. Im Holozän dominierten akkumulative Prozesse, was eine Nivellierung des Reliefs zur Folge hatte.

Junge Wissenschaftler wie JUSCHUS vertreten heute die Auffassung, dass die Entwicklung von Urstromtälern und Schmelzwasserabflussbahnen eng mit der Abfolge und dem Verlauf der Eisrandlagen verknüpft ist. Nachfolgend äußert sich JUSCHUS (2000) zur Landschaftsentwicklung in unserer Region: "Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Landschaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe."

Der Riegel der Luckenwalder Platte (Frankenfelder Berg/Weinberge) teilt das Baruther Urstromtal in die südlich der Stadt gelegene Kolzenburger Enge und die nördliche Frankenfelder Pforte. Östlich von Luckenwalde befinden sich im nördlichen Zweig des Baruther Urstromtals Flächen, die tiefer als die Frankenfelder Pforte liegen. Diese Terrassen dachen sich nach Norden zu drei Durchlässen ab. Aufgrund ihrer Höhenverhältnisse ermöglichten sie einen Schmelzwasserdurchbruch aus dem Urstromtal nach Norden.

Der westlichste Schmelzwasserdurchbruch ist die relativ schmale Berkenbrücker Talung nordwestlich von Luckenwalde. Sie setzt nördlich von Luckenwalde bei 44 m ü. NN ein und mündet bei Hennickendorf in die Beelitzer Abflussbahn.

·         Der Jüngste Baruther Urstrom

Alle Abflussflächen, von denen die Schmelzwässer aufgrund ihrer Höhenlage nicht mehr über die Frankenfelder Pforte abfließen konnten, werden dem Jüngsten Baruther Urstrom zugerechnet.

Mit dem Niederschmelzen des Inlandeises wurde das tief gelegene Rückland der Brandenburger Eisrandlage eisfrei und zog die Schmelzwässer an. Der Baruther Urstrom verließ das Urstromtal innerhalb des Arbeitsgebietes über drei Durchbrüche nach Norden, die Berkenbrücker, die Liebätzer und die Sperenberger Abflussbahn. Sie waren nacheinander von West nach Ost in Funktion.

Aufgrund der geringen Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Durchbrüchen nach Norden wird die Existenz von mehr oder minder beständigen Bifurkationen während der Verlagerung des Urstromes als wahrscheinlich angesehen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen waren fließend.

·         Die Abflussphase in Richtung Beelitz

Der Autor weist an dieser Stelle auf Probleme bei der bisherigen Interpretation der Beelitzer Abflussbahn hin. Der Boden des Abflussweges hat von Blankensee (35 m ü. NN) bis zu seiner Einmündung in das Urstromtal bei Brück (42 m ü. NN) ein gegenläufiges Gefälle von 7 m. Lediglich höhere, gefällefreie Terrassen, die südlich von Beelitz und zwischen Schäpe und Alt Bork ausgebildet sind (40–42 m ü. NN), stimmen in ihrer Höhe weitgehend mit dem Niveau des Urstromtales bei Brück überein. Sie können die Existenz des von LEMBKE (1936) erstmals beschriebenen Abflussweges vom Unterspreewald nach Beelitz belegen. Der Boden der Talung ist jedoch jünger und wurde nicht von Schmelzwässern gebildet, die in Richtung Brück abflossen.

Die Entstehung der Schmelzwasserabflussbahnen nördlich des Baruther Urstromtales wurde durch die tiefe Lage des Rücklandes der Brandenburger Eisrandlage vorgegeben. Daher wirkten die Schmelzwässer eher verschüttend als erosiv. Die Entwicklung verlief, vom Unterspreewald ausgehend, über die Talsandfläche von Märkisch-Buchholz in drei Hauptphasen mit den Abflusszielen Beelitz, Potsdam und Berlin.

Der Abfluss in Richtung Beelitz erreichte über die Töpchiner, Klausdorfer und Beelitzer Abflussbahn bei Brück wieder das Baruther Urstromtal. Um Beelitz bereitet das gegenläufige Gefälle der Urstromtalung Probleme bei der Interpretation.